Marken, Visionen und Preise
So schön die Vision von einer umfassend nachhaltigen Textilindustrie auch sein mag, am Ende des Tages ist sie doch in ein System eingebettet, das Geld einnimmt und vor allem ausgibt.
Ein gewisses Maß an monetären Mitteln muss dafür zur Verfügung stehen, die wir durch den Verkauf unserer Produkte einnehmen. Dabei spielt natürlich der Preis
eine entscheidende Rolle. Es gibt verschiedene Ansätze Preise zu gestalten und nicht selten bestimmen sie den Großteil der Wahrnehmung einer gesamten Marke. Fangen wir unten an: Die niedrigsten Preise können nur entstehen, wenn an allen Ecken und Enden gespart wird. Damit sind vor allem die Qualität des Produktes, aber auch soziale und ökologische Einbußen gemeint. Hierbei geht es um Massenproduktion für einen übergroßen Markt – Emotionen in Form von Markenbezug oder Nachhaltigkeit werden hierbei komplett ausgeklammert. Das andere Extrem sind hochpreisige Luxus-Artikel, die auf ein kleines, ausgewähltes Klientel zielen. Hier wird die Exklusivität der Marke auch ganz einfach durch den hohen Preis erzeugt. Die Qualität ist zwar meistens besser (was übrigens nicht immer mit besseren Produktionsbedingungen einhergeht), aber natürlich nicht in dem Maße, wie die Differenz in den Preisen. Dass zwischen dem Produktionspreis für geringe und hohe Qualität keine Welten liegen, zwischen den Verkaufspreisen jedoch schon, ist keine Neuigkeit. Viele Marken, so wie wir, liegen eher im Mittelfeld – preislich gesehen.
Die Margen (die Differenz zwischen Herstellungs- und Verkaufspreis) fließen vor allem in Marketing und Vertrieb: Für höhere Preise muss man heutzutage mehr leisten, um Kunden zu gewinnen, also einen ‘Mehrwert’ bieten. Ob dieser nun imaginär ist, also durch kluge Kampagnen eine Begehrlichkeit geschaffen werden konnte oder ob der Mehrwert ist, dass ein Kleidungsstück einfach nur seine Funktion zum niedrigst möglichen Preis erfüllt, ist einerlei. Es ist also eine Frage der Geschäftsphilosophie wem ich meine Produkte ans Herz legen möchte, denn Preise sind eng mit Zielgruppen verbunden. Ich könnte also ein T-Shirt, wie wir es auch im Programm haben für 50 Euro anbieten, kalkuliere davon 30 Euro für Händler und Vertrieb, ein paar Euro für Marketing und ein adäquates Fotoshooting und veranschlage dann auch noch die Hälfte davon, um es für 40% im Sale zu verhökern. Eine klassische Kalkulation, die auch bei einigen ‘nachhaltigen’ Marken Standard ist. (An dieser Stelle muss deshalb kurz erwähnt werden, dass es auch bei uns zeitweise hoch her geht im Sale. Allerdings war das bisher leider immer anderen Umständen geschuldet: Ware zum falschen Zeitpunkt nicht verfügbar, auf Ware sitzen geblieben wegen Corona, Restbestände loswerden, um Liquidität zu erhalten. Mit Hilfe unserer Vorbestellung versuchen wir den Bedarf für die Zukunft besser voraussagen zu können. Das bedeutet für uns: Planungssicherheit und das Vermeiden von Rabattschlachten.)
Mit diesen Infos im Hinterkopf möchte ich kurz unsere Idee vorstellen, denn wir haben natürlich mal wieder einen anderen Plan. Wir haben das Ziel so viele Menschen wie möglich mit unserer Vision und unseren Produkten zu erreichen, denn auch wenn man generell dem Konsum skeptisch gegenübersteht, braucht man manchmal neue Klamotten. Da wir so selbstbewusst sind zu behaupten, unser Ansatz Produkte zu entwickeln, Materialien einzusetzen und wieder zurück zu nehmen ist besser für Mensch und Natur als bei anderen, ist deshalb auch das konkrete Ziel: Kauft lieber bei uns, als irgendwo anders! Kann man ja auch einfach mal so behaupten. ;) Zur Zeit sind wir natürlich noch klein, aber mitten im Wachstum. Je größer wir werden, desto mehr wird sich der Verkauf der Produkte rechnen und desto mehr Geld werden wir dadurch zur Verfügung haben. Wir wollen uns davon allerdings keine dicken SUVs kaufen, sondern noch günstiger werden, um noch mehr Impact zu haben und zu zeigen, dass nachhaltiger Konsum nicht nur mit großem Geldbeutel möglich ist und ein Luxusgut für Besserverdiener. Dass Manitober zur ‘Massenware’ wird können wir uns zwar noch nicht vorstellen, würden es aber begrüßen.
Dicke Gewinne wird es bei uns also wohl nie so richtig geben, dafür aber faire Mode für alle – das ist unsere Vision!